Heistenbach – Zu einem Großbrand wurden die Feuerwehren aus Heistenbach und Umgebung am Freitag um 4 Uhr gerufen. Das alte Fachwerkhaus brannte komplett aus, der Besitzer konnte sich retten.
Rufend und winkend steht der 61-Jährige am Fenster im Hochparterre. Sein Haus in der Heistenbacher Schulstraße brennt, er schreit um Hilfe. Nachbar Ralf Lotz schreckt aus dem Schlaf, es ist 4 Uhr früh am Freitag. Gemeinsam mit seiner Frau kann Lotz den aufgeregten Mann dazu bewegen, an das Fenster zum Nachbarhof zu kommen, an das die Eheleute bereits eine Leiter gelehnt haben. „Erst wollte ich ihn durch den Flur hinauslotsen, doch der Eingang stand in hellen Flammen“, sagt Ralf Lotz.
Er überredet den verängstigten Nachbarn, sich über die Leiter in Sicherheit zu bringen. Und ist froh, dass sich der Wind der vergangenen Woche gelegt hat, sonst hätte das Feuer auch auf sein Haus übergreifen können.
Mit einer Rauchvergiftung wird der 61-Jährige, der allein in dem verkleideten Fachwerkhaus lebt, ins Krankenhaus gebracht. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist nur noch eine Ruine, abrissreif. „Das Haus ist unbewohnbar“, bestätigt der Heistenbacher Wehrführer Rolf Ackenheil, der den Einsatz leitet.
Um 4.05 Uhr ging der Alarm ein, um 4.10 Uhr waren die ersten Wehrleute an der Einsatzstelle. „Um 6.40 Uhr war das Feuer aus, es waren schwierige Löscharbeiten“, sagt Ackenheil. Die ungewöhnliche Dachkonstruktion machte das Haus zu einem regelrechten Backofen: Unter den Schindeln fand sich ein Blechdach, das Hitze und Flammen zurück ins Haus warf und zugleich die Löscharbeiten massiv behinderte.
Zusätzlich zu 60 Feuerwehrleuten aus Heistenbach, Altendiez, Birlenbach-Fachingen, Cramberg, Holzappel und Diez, letztere mit Drehleiter ausgestattet, musste daher eine zweite Drehleiter der Limburger Wehr angefordert werden. „Wir mussten von beiden Drehleitern aus parallel arbeiten, um das Dach zu öffnen“, erklärt Ackenheil. Mit mehreren Pumpen wird das Löschwasser aus zwei Unterflurhydranten ins Tanklöschfahrzeug gefördert.
Die Brandwache dauert bis mittags, vom Steiger aus prüfen die Wehrleute ein ums andere Mal das Dachgeschoss: „Die Balken des Fachwerks halten, doch die Zwischenkonstruktionen sind teils mit Lehm befestigt, der nun vom Löschwasser aufgeweicht ist.“ Auch die Sperrung der Ortsdurchfahrt wird bis mittags aufrecht erhalten.
Nach derzeitigen Erkenntnissen von Polizei und Feuerwehr hatte der 61-jährige Hausbesitzer eine nasse Matratze zum Trocknen gegen einen Nachtspeicherofen gestellt und dadurch den Brand ausgelöst. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf etwa 80 000 Euro.
Katrin Maue-Klaeser
Quelle: Maue-Klaeser, Katrin (13.12.2013): Großbrand: 61-Jähriger klettert aus brennendem Haus. in: Rhein-Lahn-Zeitung (Link).